Die Inspiration für diesen Artikel ist unsere liebe Anna, der wir herzlich gratulieren und viele wunderschöne Momente auf diesem neuen, für jede Frau besonderem Weg wünschen.
Schwangerschaft… so besonders… so individuell… und zugleich vereinigt sie alle Frauen der Welt, unabhängig vom Alter, Religion, Herkunftsland. Wenn eine Frau eine andere Frau am anderen Ende der Welt trifft und beide Kinder haben, fühlen sie zumeist sofort die Sympathie und das Verständnis füreinander.
Welche Traditionen bezüglich Kinder und Schwangerschaft gibt es in unterschiedlichen Ländern? Wie wichtig ist es für die Familien weltweit ein Kind zu haben?
Für viele Kulturen weltweit sind die Kinder ein wichtiger sehr gewünschter und lang erwarteter Bestandteil der Familie. Einige Länder haben eigen Rituale, für die Förderung der Fruchtbarkeit von Frauen. In Indien ist es ein Fertilitätsbaum, der Frauen hilft schwanger zu werden. In Südkorea ein Steinphallus. Die Frau sollte sich daraufsetzen und beten und der Kinderwunsch wird dadurch erfüllt. Nach der Hochzeit in Armenien bekommt die Braut im Haus des Bräutigams ein fremdes Baby, idealerweise einen Jungen, in die Arme zu halten. Das soll ihr helfen, selbst ein Kind zu bekommen. Hingegen wird in China einer Frau mit Kräutern und Akupunktur geholfen, schwanger zu werden. Einem alten russischen Aberglaube zufolge hilft es Birkenkätzchen in die Vasen zu stellen, um schwanger zu werden. In Ägypten im Karnak-Tempel steht eine Granitstatue von einem Skarabäus-Käfer, der den Kinderwunsch erfüllt, wenn man 7-mal um ihn herum geht. In Sibirien in der Republik Chakassien gibt es eine große Steinstatue „Ulug Hurtujach Tas“. Sie wurde vor mehr als 6000 Jahren gebaut. Angeblich behält sie die weibliche Kraft der Einheimischen und fördert die Fruchtbarkeit der Frau. Dafür soll die Frau 3-mal drumherum gehen und Milch zerstäuben. In Malaysia gibt es die Insel Dayang Buting und einen „See der schwangeren Frau“. Eine Legende erzählt, dass eine wunderschöne Göttin einen Jungen von einem Menschen geboren hat. Bald starb das Kind und fand seine ewige Ruhe in diesem von seiner Mutter geweihten See. Danach fuhr die Göttin zurück in den Himmel und hilft seitdem anderen Frauen, die im See schwimmen, schwanger zu werden.
Eine Geburt festigt meistens die Stellung der Frau in der Familie. So zum Beispiel in Mexiko ist die Aufgabe einer Frau erfüllt, nachdem sie den Nachwuchs bekommt, der den Familienstammbaum fortführt. Für jedes geborene Kind bekommt dort die Frau ein großes Geschenk vom Ehemann, zum Beispiel ein Auto. Sie muss nicht arbeiten und der Ehemann sorgt lebenslang für den Unterhalt der Familie. Ganz anders sieht es in Schweden aus. 60 Tage vor der Geburt fängt die Elternzeit für die Frau an. In den Familien herrscht die Gleichgerechtigkeit. Beide Elternteile zusammen können 480 Tage Elternurlaub nehmen (je 240). Der Vater sowie die Mutter müssen mindestens 90 Tage mit dem Kind verbringen. Im ersten Lebensjahr des Kindes können sogar beide Eltern gleichzeitig den Elternurlaub nehmen. Außerdem bekommt der Mann 10 Tag frei, um die Frau nach der Geburt zu unterstützen. In Deutschland können beide Eltern bis zu drei Jahre in Elternzeit gehen. Gleichzeitig ist die Teilzeitarbeit mit maximal 30 Stunden pro Woche erlaubt. Das ist besonders gut, weil viele Frauen auf ihren beruflichen Erfolg nicht verzichten wollen. Es ist eine große Kunst sich zugleich um die Familie und Karriere zu kümmern. Zwischen dem 3 und 8 Lebensjahr des Kindes dürfen die Eltern zusätzlich 24 Monate Elternzeit in Anspruch nehmen.
Eine besondere Rolle spielt das Thema Schwangerschaft und Fruchtbarkeit in den Islamischen Kulturen. So dürfen die Mutter und das neugeborene Kind in der Türkei, 40 Tage lang nach der Geburt nicht das Haus verlassen. In diesen Tagen kocht die Familie ein besonderes rotes „Lohusa Scherbeti“ Getränk und gibt es den Verwandten. Am 39 Tag wird ein Wasser mit kleinen Steinen, Rosen und Münzen vorbereitet. Nachdem sie auf das Kind und Mutter gegossen wird, gehen sie in die Moscheen und im Anschluss besuchen sie Freunde und Verwandte.
Wenn in vielen Ländern die Traditionen harmlos sind, können sie in manchen anderen erschreckend wirken. So ist es in Indien üblich das Kleinkind in dem Tempel von 15 Metern Höhe herunterfallen zu lassen. Es wird von Unbekannten mit einem großen weißen Tuch aufgefangen. Das starke Schreien des Kindes vor dem Fall ist unbedingt notwendig. Wenn die Landung erfolgreich war (nicht alle überleben die Prozedur), wird es von Hand zu Hand weitergeben, damit es möglichst Viele anfassen können, bis es endlich in den Armen der Mutter Geborgenheit findet. In Indien bringt es nämlich Glück, einen Säugling anzufassen.
Der Aberglaube ist so verschieden wie die Kulturen selbst. Nun schauen wir uns ein paar Länder genauer an.
Schwangerschaft in Deutschland – Kultur und Aberglaube.
Deutschland hat viele schöne Aberglaube.
Einer der bekanntesten ist: Das Kinderzimmer vor der Geburt einzurichten bringt Unglück. Der Kinderwagen soll auch erst nach der Geburt gekauft werden. Ist es nicht zu stressig alles erst danach zu kaufen? In Deutschland sagt man, dass eine schön aussehende schwangere Frau einen Jungen bekommt. Und umgekehrt: wenn die Frau vor der Schwangerschaft schöner war – bekommt sie ein Mädchen. Die Erklärung ist, dass die Frau ihre Schönheit mit dem Mädchen teilt, aber die beruhigende Nachricht ist – danach werden beide Top aussehen. Tatsächlich ist es absolut normal, wenn die Frau sich während der Schwangerschaft verändert – das sind die Hormone. Als Ergebnis fangen bei manchen zukünftigen Müttern zum Beispiel die Haare an stark zu wachsen. Aus einem Ponytail wird eine Löwen-Mähne. Da freuen sich die Frauen. Und wie ist das mit den Haaren des Babys? Da gibt es folgenden Aberglauben: Wenn eine Frau Sodbrennen hat, bekommt das Baby viele Haare. Ein anderer Aberglaube ist „Das Baby soll nach der Geburt kopfüber gehalten werden, um die Wirbelsäule zu strecken“. Das würde ich lieber mit dem Arzt besprechen. Eine andere weit verbreitete Tradition ist es dem Kind vor dem ersten Geburtstag keine Haare zu schneiden. Angeblich bringt das Unglück. Glücklich können sich die Sonntagskinder schätzen. Sie können Glück im Lotto haben und Dinge vorhersehen.
Aberglaube in der russischen Kultur.
In jedem Land sind die Sitten anders. Oft finden sich die Unterschiede schon von der Geburt an. So ist es in Russland beschämend, wenn die Frau schon vor Hochzeit schwanger ist. So denkt jeder, und insbesondere die Schwiegermutter (Mutter vom Ehemann), dass der arme Kerl auf Grund der Situation heiratet und nicht unbedingt aus großer Liebe heraus. Der nächste Schritt ist die Hochzeit. Unabhängig davon, ob die Frau zur Zeit der Hochzeit schwanger ist, wird auf das Geschlecht des ersten Kindes gewettet. Natürlich lautstark und mit Geld. Das passiert so energievoll und mit solchen starken Emotionen, als ob die Eltern und andere Gäste tatsächlich dadurch entscheiden können, ob das Paar ein Mädchen oder einen Jungen bekommt. Zumeist wollen die Eltern vom Ehemann einen Jungen für die Erhaltung des Stammbaumes und von der Ehefrau – ein Mädchen haben. Am Ende wird das gewettete Geld zusammengerechnet und das Ergebnis für beide Geschlechte für alle Verkündet. Die Gewinner (die für das Sieger Geschlecht gespendet haben) sind so glücklich! Das ganze gesammelte Geld gehört dem Ehepaar, egal ob sie letztendlich ein Mädchen oder einen Jungen bekommen.
Nun kommen wir zu Schwangerschaft selbst. Die zukünftige Mutter in Russland darf sich keine Haare schneiden lassen, sonst kommt das Baby zu früh. Das Geschlecht des Kindes ist den Eltern so sehr wichtig, dass sich auch nach der Form des Bauchs und das Aussehen der Frau über das Geschlecht geraten wird: wenn der Bauch breit ist und hoch sitz, wird es ein Mädchen, wenn der Bauch tief und spitz ist – bekommst du einen Jungen. Wenn du während der Schwangerschaft strahlst und noch schöner aussiehst – ein Junge, wenn du schlechter aussiehst – ein Mädchen, weil das Mädchen die Schönheit aus der Mutter für sich zieht. Schneller Herzschlag – ein Mädchen, langsamer Herzschlag – ein Junge. Ich glaube diese Methoden sind besonders interessant für Eltern, die das Geschlecht im Voraus offiziell nicht wissen wollen, aber jeder ist ja neugierig. Dafür gibt es in China einen chinesischen Kalender, der das Geschlecht des Kindes anhand des Alters der Frau und des Monats der Empfängnis zu 80 Prozent vorhersagen kann.
Jetzt zurück zu Russland. Es gibt noch eine Tradition, die an mir angewandt wurde und funktionierte! Den neugeborenen Mädchen (kann auch bei Jungen gemacht werden) werden jedes Mal beim Winkeln in den ersten Monaten die Beine stark zusammengebunden, damit sie schön gerade wachsen. Selbstverständlich hängt die Form der Beine auch von Genetik und den zukünftigen Aktivitäten ab. In Russland darf man im ersten Monat nach der Geburt das Kind niemandem, außer der engsten Familie zeigen, sonst kann es verhext werden. Tatsächlich kann es daran liegen, dass in der Vergangenheit die Sterberate bei kleinen Kindern viel höher war und die Viren und Erreger des fremden Besuches zu viel für das noch schwache Immunsystem des Neugeboren war. Letztendlich basieren viele Aberglauben auf echten Situationen, die für die frühere Generation nicht erklärbar war. Das menschliche Gehirn braucht für alles eine Erklärung, einen Grund. Wo früher die Wissenschaft noch nicht so weit war, entstanden die Erklärungen in Form der Traditionen und Aberglauben.
Schwangerschaft in islamischen Kulturen.
Der Islam ist eine besondere Religion mit strengen Regeln und alten Traditionen. Die Unfruchtbarkeit der Frau ist dort ein Makel. Eine besondere Herausforderung für die schwanger muslimische Frau ist die Zeit des Ramadans (Fastenzeit), wo gläubige Muslime zwischen dem Sonnenaufgang und Sonnenuntergang nichts essen und trinken. Einige gehen davon aus, dass die schwangere Frau auch fasten kann. Die Mehrheit ist der Meinung, dass das Fasten durchaus unterbrochen werden darf und eine Frau ihn auch nach der Geburt des Kindes nicht halten muss, solang sie stillt. Eine schwangere Frau darf generell nicht den Friedhof besuchen. Die Ausnahme leistet das Sterben eines näheren Mitgliedes der Familie. Sie darf zwar Fisch essen, aber kein Schaf. Mit einem Hasen verhält es sich komplizierter. Eine verwunderliche Sitte, die mir mein Bekannter erzählt hat, lautet: eine Frau darf nur einen wilden Hasen essen, den sie selbst gejagt hat. Außerdem sollte sie idealerweise den Mond anschauen, Rosen riechen und Äpfel und Trauben essen. Viel Wert wird auf die natürliche Entbindung gelegt und der Kaiserschnitt findet nur dann statt, wenn es absolut notwendig ist. Es ist normal ein Kind zuhause zur Welt zu bringen. An den Hausgeburten nimmt außerdem die Hebamme und eine erfahrene Frau aus der Familie teil. Es ist nicht üblich den zukünftigen Vater am Prozess teilnehmen zulassen. Einen besonderen Wert hat die Nabelschnur. Sie bestimmt den Werdegang des Kindes und muss idealerweise in einen Fluss geworfen werden oder im Hof einer Moschee begraben werden. Traditionell wird einem Neugeborenen das Glaubensbekenntnis ins Ohr gesprochen. Sieben Tage lang nach der Geburt bereitet die Familie ein Opfermahl für die Freunde und Familie.
Kulturelle Besonderheiten in Vietnam rund um das Thema Hochzeit und Schwangerschaft.
Die Kultur von Vietnam ist von alten Traditionen geprägt worden, auf die China und andere asiatische Länder einen Einfluss hatten. Viele Sitten werden auch heute noch bewahrt. So muss vor der Heirat eine offizielle Verlobung stattfinden. Sie wird durch ein Familienmitglied von jeder Seite des zukünftigen Brautpaares organisiert. Dieser Verwandte muss selbst ein glückliches Leben führen und einen hohen Status in der Familie haben. Ein unverzichtbares Geschenk für die Verlobungszeremonie ist das Obsttablett. Seine Vorbereitung ist aufwändig und muss genau durchgedacht werden. Zuerst kommt der rote Stoff auf das Tablett und dann drauf Obst mit Nüssen, Wein, Tee und Reis. Wie und was genau drauf serviert wird, unterscheidet sich je nach der Region. Wenn Braut und Bräutigam aus zwei verschiedenen Regionen kommen, ist es notwendig die Bräuche der beiden Region zu wissen und zu verstehen, um dementsprechend die Trauung vorzubereiten. Dabei steht im Norden Vietnams normalerweise eine ungerade Zahl an Obstschalen auf dem Tablett. Das sind die Symbole für Geburt und Entwicklung. Während draußen auf dem Tablet eine ungerade Zahl an Obstschalen steht, muss drinnen eine gerade Zahl an Opfergaben und Geschenken sein. Hingegen im Süden sind die Regeln einfacher. Es muss nicht unbedingt eine ungerade Zahl sein, aber die Opfergaben in den Obstschalen müssen paarweise serviert werden. Für die Verlobung kommt die Familie des Bräutigams zur Braut, um eine Verlobungszeremonie durchzuführen. Dabei darf nur eine gerade Zahl an Familienmitgliedern des Bräutigams mitkommen. Erst nach der Bewahrung aller Traditionen darf das Paar heiraten. Der Tag der Hochzeit wird nachdem Mondkalender gewählt. Am Anfang des Prozesses sollte das Paar vor dem Altar beten und die gestorbenen Verwandten nach Erlaubnis zur Heirat fragen. Für Vietnamesen ist es wichtig eine große Familie zu haben. Dabei spielen Jungs eine wichtigere Rolle als Mädchen, weil sie den Stammbaum bewahren. Familien die nur weiblichen Nachwuchs haben, werden komisch angeschaut, so als ob sie bestraft wurden. Bei vielen Frauen beginnt die Erziehung des Kindes schon im Mutterleib. Die Mutter spricht mit ihm in dieser Zeit schon so, als ob es schon neben ihr sitzen würde. Es gibt tatsächlich wissenschaftliche Beobachtungen, dass das Kind schon im Bauch der Mutter gewisse Charakterzüge bekommt. Eine schwangere Frau darf in Vietnam nicht zu einer Beerdigung kommen. Aus der Sicht meiner vietnamesischen Freundin hat das ein sehr praktischen Grund: denn Friedhöfe sind Orte der Trauer. Die Frau wird von der Trauer betroffen und geschockt. Die Schmerzen von Verlust könnten zur Fehlgeburt im ersten Trimester oder zu einer Frühgeburt in den letzten 3 Monaten führen. Laut Tradition darf die Frau nicht über die Hängematte gehen, sonst wird das Kind faul. Aus wissenschaftlicher Sicht sollte sie es auch nicht tun, weil die Gefahr zu stolpern und sich und das Kind damit zu verletzen zu groß ist.
Zu guter Letzt für alle Frauen weltweit – die beste Mama ist eine glückliche Mama.
Heutzutage sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse vorangeschritten und doch ist es schön sich an manche Traditionen zu halten und ein bisschen in der Fantasiewelt zu leben. Wir hoffen Sie mit diesem Artikel inspiriert zu haben. Vielleicht könnten Sie über die vielen Bräuche und Sitten eine Vogelperspektive entwickeln und einige eigenen Vorstellungen zum Thema Schwangerschaft, Geburt und Erziehung der Kinder überdenken. Die Traditionen sind so unterschiedlich wie die Welt. Letztendlich können Sie selbst wählen, woran sie glauben. Sie können Ihr Leben während der Schwangerschaft und danach so gestalten, wie das für Sie und Ihr Baby am besten ist. Manchmal ist es nicht einfach die Ruhe zu bewahren. Probieren Sie, anstatt alles auf die goldene Waage zu legen und jedem Ratschlag zu folgen, bewusst mit den Informationen umzugehen. Schließlich wenn es Mama gut geht, ist auch das Kind glücklich. Hören Sie auf Ihr Herz und lassen Sie sich nicht von jeder Kleinigkeit in dieser Welt oder von dem, was andere Familienmitglieder, Nachbar, Freunde oder Kollegen glauben beeinflussen. Viel innere Stärke und viel Mut, die Schwangerschaft in welchem Land auch immer nach ihrer inneren Stimme zu gestalten!
Verfasst von Iuliia Sotnikova, Intercultural Success
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