Die German Speakers Association ist der Deutsche Rednerverband und hat es sich zur Aufgabe gemacht, mehr Qualität, Umsatz, Innovation sowie Motivation und Spaß in die Berufe der Trainer, Referenten und Coaches zu bringen. Mit namenhaften Mitgliedern wie Prof. Dr. Lothar Seiwert und Preisträgern der Hall of Fame, wie Dr. Eckhart von Hirschhausen (2014) und Ulrich Wickert (2010) nenne ich nur einige der über 6000 Speaker, die weltweit über die GSA vernetzt sind.
Am 10. September hatte Anna Lassonczyk die große Ehre auf der jährlichen German Speakers Association Convention 2016 im Ulmer Maritim aufzutreten. Mit ihrem interkulturellen Kurzworkshop „Seriously Speaking: Je nachdem wo! Wie trete ich erfolgreich in anderen Ländern auf?“ durfte sie den Teilnehmern beibringen, wie sie einen besseren Zugang zum Publikum auf internationalen Bühnen schaffen, indem sie die kulturellen Unterschiede im Präsentieren beachten. Die Teilnehmer konnten danach interkulturell wirkungsvoll vortragen und kommunizieren, weil sie nun auch das Wissen über die unsichtbaren verschiedenen Werte, die sich hinter dem andersartigen Verhalten verbergen, besitzen.
„Andere Länder, andere Sitten“. Die Andersartigkeiten betreffen auch Vorträge, Präsentationstechniken, Public Speaking, Humor und interkulturelle Kommunikation generell.
So sorgen Humor, Lockerheit und eine amüsante Geschichte zum Beginn eines Auftritts für eine freundliche Atmosphäre und Aufmerksamkeit zum Beispiel in den USA. Dagegen ist ein mit genauso guten Absichten gemachter Witz zur Eröffnung einer Veranstaltung in Japan ein Ausdruck der Respektlosigkeit vor dem Publikum und wird, wenn nicht als eine Beleidigung, dann als ein grober Fauxpas wahrgenommen. Hier ist viel Seriosität nicht langweilig, sondern angebracht, um die Wichtigkeit des Anlasses zu würdigen und den Zuhörern den gehörigen Respekt zu erweisen.
Kulturelle Unterschiede beim Vorbereiten einer Präsentation oder Rede für ein internationales Publikum
Eigenlob gewünscht?
Eine Auflistung eigener Leistungen kann in einigen Ländern die Glaubwürdigkeit des Redners steigern und ist ein Beweis für ein großes Interesse oder sogar Leidenschaft für das eigene Themengebiet. Damit erklären wir den Teilnehmenden, warum wir das Recht haben, vorne zu stehen und werten unseren Expertenstatus in dem jeweiligen Bereich auf. Mit der gleichen Auflistung bauen wir woanders kein Vertrauen auf, sondern im Gegenteil werden als eingebildet, geschmacklos und frech empfunden. Hier ist nicht die Selbstsicherheit der Schlüssel zum Erfolg auf der Bühne, sondern es sind viel mehr Zurückhaltung und Bescheidenheit gefragt. Und während in vielen Kulturen schnelles lautes energievolles Sprechen, eine lebendige Körpersprache und viel Bewegung im Podium selbstsicher und auffrischend wirken, wäre das in diesen Ländern ein Zeichen für mangelnde Ernsthaftigkeit. Hier gehört ein bedächtiges langsames Sprechtempo, längere Pausen und nahezu keine Mimik oder Gestik zum guten Ton, um die Seriosität der Performance zu wahren.
Im Folgenden bekommen Sie eine
pragmatische Werkzeugkiste zu internationalen Reden und Auftritten
zur Verfügung, damit auch Sie
erfolgreich in anderen Ländern vor internationalem Publikum präsentieren können.
Präsentieren in den USA: Locker und Charmant
- Atmosphäre und erleichtert die Konzentration auf die Inhalte.
- Die Amerikaner motivieren sich durch die nette, freie, spielerische, ungezwungene Atmosphäre und `Passion` gegenseitig zur Arbeit. Denn auch wenn es mitunter hart zugeht: Humor ist immer gefragt. Ein guter Witz und lustige Anekdoten helfen Sympathien zu gewinnen.
- Smalltalk: Statt mit der Tür ins Haus zu fallen, wird zunächst über Nebensächliches geredet. Gerade hierbei können Deutsche durch Charme, Humor, gezeigtes Interesse und Einfühlungsvermögen wichtige Pluspunkte sammeln. Nach dem unvermeidlichen Smalltalk kommen Amerikaner schnell zur Sache. Sie sind handlungs- und erfolgsorientiert, steuern möglichst schnell und direkt konkrete Ergebnisse an.
- In den USA sind Präsentationen normalerweise kurz, anschaulich und enthalten oft unterhaltsame Elemente. Die einzelnen PowerPoint-Slides bestehen nicht selten hauptsächlich aus Bildern mit wenig Text.
- Vergessen Sie nicht, dass in den USA in Meilen, anstatt Kilometern und Pfund, anstatt Kilo gerechnet wird. Außerdem geben Amerikaner das Datum, nicht wie in Deutschland, nach dem Muster Tag/Monat/Jahr an, sondern Monat/Tag/Jahr. Auch entspricht die Deutsche Milliarde in Amerika der „billion“, und die Deutsche Billion der amerikanischen „trillion“. Passen Sie entsprechende Angaben gegebenenfalls an.
Präsentieren in Großbritanien: Indirekt und Zurückhaltend
- Der größte Fehler, den Sie bei einer Delegation begehen können, deren Mitglieder von der britischen Insel kommen, ist – sie als „Engländer” zu bezeichnen. Jeder Schotte wäre zutiefst beleidigt. Gehören doch die Schotten – wie auch die Engländer, Waliser und Nordiren – zum Vereinigten Königreich („United Kingdom”, kurz UK). Sie sind Briten, aber keine Engländer. Gleichwohl teilen sie mit ihren Nachbarn einige Eigenschaften.
- Briten sind weniger direkt als Deutsche. Ein hartes „Nein” wird als Affront erfunden. Wichtig sind die kleinen Nuancen.
- Typisch britisch ist die Kunst des „Understatement”: Selbstbewusste Briten stellen gerne ihr Licht unter den Scheffel, um im nächsten Atemzug mit einer brillanten Idee zu glänzen. „Understatement” ist für Deutsche die beste Möglichkeit, um bei Briten zu punkten.
Präsentieren in Frankreich: Anspruchsvoll und Überlegen
- Bekannterweise tragen viele Franzosen die Nase hoch und fühlen sich manchmal anderen Nationen überlegen. Beginnen Sie deswegen am besten statt mit einer klassischen einfachen Einführung sofort mit etwas Neuem oder legen Sie direkt mit einem etwas anspruchsvolleren Inhalt Wenn Sie die französischen Zuhörer gleich zum Beginn überraschen oder gleich Sie mit einem Highlight anfangen, gewinnen Sie schnell mehr Respekt und bewahren Sie Ihren Expertenstatus.
Präsentieren in Mittel- und Osteuropa: Traditionell und Stolz
- Polen, Ungarn, Tschechen und Slowaken betrachten sich nicht als Ost-, sondern als Mitteleuropäer. Ein Blick in den Atlas gibt ihnen Recht.
- Polen ist ein sehr traditionelles, katholisches Land. Etikette und Umgangsformen, insbesondere „Gentleman sein“ (und z. B. einer Frau den Mantel reichen oder Stuhl zurechtrücken) stehen hoch im Kurs.
- Tabuthemen in Russland sind Kriminalität, Staatshaushalt und aktuelle Katastrophen.
Präsentieren in Japan: Ruhig und Hochachtungsvoll
- Viele deutsche Geschäftsleute haben das Gefühl, bei ihren Präsentationen in Japan vor einer Wand zu sprechen, da die Japaner üblicherweise in kaum Reaktionen oder Emotionen zeigen. In Japan ist es geläufig Konzentration und Teilnahme durch geschlossene Augen und leichtes Nicken zu zeigen. Machen Sie sich also keine Sorgen, Ihre Zuhörer in den Schlaf geredet zu haben.
- Nicht der Vortragende, sondern die Inhalte stehen eindeutig im Zentrum des Interesses. Spielt der Referent sich in den Vordergrund, so entsteht leicht ein arroganter oder unseriöser Eindruck. Ein kurzer Dank an das Publikum sowie eine Entschuldigung (auch wenn es Ihrer Meinung nach keinen Grund dafür gibt) zu Beginn, eine ruhige Sprechweise, kurze Sprechpausen und der Verzicht auf vermeintlich auflockernde Witze und ausgiebige Gestik strahlen Seriosität und Kompetenz aus.
- Für Japaner sind zurückhaltende Menschen reifer und weiser als forschere Zeitgenossen. Der bei uns übliche direkte Augenkontakt kann als auffordernd und aggressiv aufgefasst werden.
- Im Land der aufgehenden Sonne weiß jeder: Für ein Stirnrunzeln müssen 30 Muskeln angespannt werden, für ein Lächeln lediglich 13. Ohne Lächeln läuft nichts – im Privaten wie im Geschäftlichen.
- In Japan sollten Sie niemals Selbstironie während Ihrer Vorträge anwenden. Japaner sind, im Gegensatz zu Amerikanern, nicht sehr empfänglich für Humor während eines Seminars.
Präsentieren in China: Übersichtlich und Abergläubisch
- Ein „vollgepacktes“ Programm wirkt auf viele chinesische Gäste abschreckend.
- Sprechen Sie langsam. Chinesen sehen es als unfreundlich an, jemand darum zu bitten, sich zu wiederholen. Falls sie Sie nicht verstehen, werden sie nur dasitzen und den Anschein erwecken, dass sie Ihnen weiterhin folgen. Deshalb ist es besonders wichtig, langsam zu sprechen.
- Vermeiden Sie auch bestimmte Farben. Weiß ist in China die traditionelle Farbe der Trauer. Beachten Sie das beispielsweise bei der Wahl des Hintergrunds Ihrer Präsentation. Rot, auf der anderen Seite, suggeriert Kraft, Wohlstand und Autorität und ist damit die zu bevorzugende Farbe.
- Respektieren Sie den chinesischen Aberglauben. Viele Chinesen sind sehr abergläubisch was Zahlen angeht. Das Chinesische Wort für „4“ reimt sich mit dem für „Tod“ oder „Versagen“. Die Zahl 14 ist sogar noch schlimmer. Das Chinesische Wort für „14“ reimt sich mit „sicheres Versagen, sicherer Tod“. Zahlen wie die 3 oder 8 werden als „gut“ angesehen. Das chinesische Wort für die Zahl 3 reimt sich mit „Wachstum“, während sich die Zahl 8 mit „Wohlstand“ reimt.
Präsentieren in Arabischen Ländern: Die richtige Richtung
- Araber lesen von rechts nach links. Anfang und Ende einer Entwicklung werden also auch von rechts nach links und nicht – wie in westlichen Ländern – von links nach rechts visualisiert.
- Achten Sie darauf unbedingt, wenn Sie präsentieren – sonst geht es Ihnen wie der westlichen Firma, die eines ihrer Produkte mit drei Dias präsentierte: Das linke zeigte ein sandübersätes Etwas, das mittlere einen modernen Staubsauger, das rechte einen blitzsauberen Teppich. Doch niemand wollte die „Sandmaschine” kaufen!
- Bedenken Sie, dass das Deuten auf etwas mit dem Fuß oder Zeigen der Schuhsohlen beim Sitzen als Mangel an Respekt interpretiert wird.
- Schreien vor Stolz: Aaah! Ich darf die besten deutschen Redner trainieren.
- Die Location für meinen interkultureller Workshop auf der GSA Convention: Check!
- Vor dem interkulturellen Workshop für die deutschen Stars: Die Spannung steigt 🙂
- Zusammen mit den größten Speakers Deutschlands die Gala genießen
- Ausklang des Abends beim Galadinner
Mit diesen praktischen Werkzeugen werden Sie sicherlich bei Ihrer nächsten Präsentation im internationalen Umfeld überzeugen!
Das
Team wünscht Ihnen viel Spaß und Erfolg bei internationalen Meetings, Präsentieren, Events, Auftritten und Vortragen!
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