#45 Warum Zeit bei der Interkulturellen Kommunikation so eine wichtige Rolle spielt


Wie Zeit und interkulturelle Kommunikation zum Thema meiner Diplomarbeit wurden

Heute führe ich Dich in das Phänomen „Zeit“, das mich neben interkultureller Kommunikation (obwohl damals würde ich das nicht so nennen) schon seit meiner Kindheit begeistert. In dieser Podcastfolge erläute ich

+ warum ich die Themen Zeit und interkulturelle Kommunikation so faszinierend finde, dass sie zum Thema meiner Diplomarbeit wurden und ich 100 Seiten mehr darüber schrieb, als vorgeschrieben waren
+ welche Rolle Zeit in verschiedenen Ländern spielt und
+ viele spannende Fragen, die mit Zeit und Kultur sonst noch einhergehen

 

Viel Spaß und wertvolle Erkenntnisse beim Anhören

Den interkulturellen Podcast „Deutschland und andere Länder“ gibt es auch unter:

https://itunes.apple.com/us/podcast/id1366874160

https://open.spotify.com/show/1x1qkOIpBPOgW23GdzTCrS?si=6gp_-lqwQd6uVEA4HzGKcQ

 

Zusätzlich gibt es hier die Folge zum Nachlesen:

„Deutschland und andere Länder mit Anna Lassonczyk“ – Der erste und einzige Podcast in Deutschland, Österreich und der Schweiz, der sich mit interkultureller Kommunikation beschäftigt, spannende Impulse über fremde Länder liefert, entfernte Kulturen näherbringt und erfolgreiche Menschen mit internationaler Erfahrung interviewt.

In dieser Folge erfährst Du, warum Zeit für die interkulturelle Kommunikation und beim Umgang mit Menschen aus anderen Ländern so wichtig ist und warum ich die Themen Zeit und Kultur in meiner Diplomarbeit verknüpfte.

Die Zeit fasziniert mich, seitdem ich denken kann. Schon als Kind entdeckte ich, dass fröhliche Momente blitzschnell verlaufen und unangenehme sich unendlich hinziehen; diese Erfahrung machte ich noch, bevor ich die Uhrzeit auf der Uhr lesen konnte. Je älter ich wurde, umso mehr hatte ich das Gefühl, dass die Zeit schneller verging. Dann fragte ich mich: Wohin ist „La-dolce-Vita“ verschwunden? Warum leide ich oft während des Besuchs meiner Familie, meiner Freunde und einiger Unternehmen in Polen unter dem Gefühl des Zeitverlustes und ärgere mich, wenn es nicht vorangeht? Was ist besser: Genaue Planung oder Spontanität und Improvisation? Wann, wo und wie viel später darf ich zu einem Treffen kommen, ohne dass es auffällt bzw. übel genommen wird? Wie verbindlich sind die Uhrzeit- und Terminvereinbarungen?

Dazu fällt mir eine in Deutschland erlebte Situation ein. Eine Freundin mit polnischem Familienhintergrund machte mir einen Uhrzeitvorschlag für ein Treffen. Daraufhin fragte ich sie: „Nach der polnischen oder nach der deutschen Zeit?“ Sie lachte. Wohl angemerkt: Polen und Deutschland liegen in der gleichen Zeitzone. Mit der Frage wollte ich die Toleranzschwelle bzw. die Wahrscheinlichkeit einer Verspätung herausfinden.

Aber zurück zu den Fragen, die mich schon seit der Kindheit beschäftigten. Warum versuchen einige Menschen, ständig der Zeit nachzulaufen und wiederholen überfordert und gestresst den Satz: „Ich habe keine Zeit“, während andere dem Anschein nach endlos viel Zeit haben? Für manche ist jede Minute kostbar; im Gegensatz dazu nörgeln andere darüber, wie langweilig es oft sei und dass sie nicht wüssten, was sie mit ihrer Zeit machen sollten. Ist die Zeit nicht absolut und für jeden und überall gleich? Wo auf der Welt gibt es Kulturen, die eine ganz andere Einstellung zu Zeit haben? Gibt es überhaupt die Zeit? Oder ist es eher ein menschliches kulturelles Konstrukt, das unser Leben strukturieren soll?

Trotz meines großen Interesses für das Phänomen Zeit kam die Idee, sie zum Thema meiner Diplomarbeit zu machen, spontan. Es war so: Als der Zeitpunkt für die Festlegung des Diplomarbeitsthemas immer näher rückte, war ich über Weihnachten bei meinen Eltern zu Hause. Schon längst wusste ich, dass ich meine Diplomarbeit über interkulturelle Kommunikation schreiben wollte. Aufgrund der Tatsache, dass ich eine doppelte Staatsbürgerschaft habe, zwischen zwei Kulturen aufwuchs und erst nach dem Abitur auf eigene Faust von Polen nach Deutschland umzog, um Sprach-, Wirtschafts- und Kulturraumstudien in Passau zu studieren, war ich an dem Thema nicht nur studienbedingt, sondern auch persönlich sehr interessiert.

Interkulturelle Kommunikation ist jedoch ein breites Thema, das viele Aspekte aufweist und unter Gesichtspunkten mehrerer Wissenschaftsdisziplinen wie Psychologie, Soziologie, Politik, Geschichte, Volkskunde, Philosophie oder Wirtschaft betrachtet werden kann. Bei dem Versuch, es als Diplomarbeitsthema einzugrenzen, kreisten meine Gedanken zuerst um die Spezialisierung auf die interkulturelle Kommunikation zwischen Polen und Deutschen. Da ich aber schon relativ viel über das Thema wusste, schien mir die Idee nicht mehr reizvoll. Der entscheidende Moment kam, als ich „zufällig“ (wenn es Zufälle gibt) ein Buch über das neue Zeitmanagement, das meine Schwester auf dem Tisch liegen hatte, sah. Mit Begeisterung verschlang ich es auf einmal, bevor sie es ihrer Freundin zu Weihnachten schenkte. Übrigens: In Deutschland erschien das Buch mit dem Titel „Der Weg zum Wesentlichen. Zeitmanagement der vierten Generation“ von Stephen Covey. Ich fand es so spannend, dass ich daraufhin sofort euphorisch beschloss, meine Diplomarbeit dem Phänomen „Zeit“ zu widmen.

In Verbindung mit meiner Vorliebe zur interkulturellen Kommunikation kristallisierte sich kurz danach das Thema „Kulturspezifische Zeitkonzepte im Kontext interkultureller Kommunikation“ heraus. Es klingt theoretisch, aber es geht praktisch darum, wie verschiedene Kulturen unterschiedlich mit der Zeit umgehen und was wir voneinander beim Umgang mit der Zeit lernen können. Außerdem handelt es darum, was im Hinblick auf die unterschiedliche Einstellung rund um das Thema Zeit beachtet werden sollte, wenn wir mit Menschen aus anderen Ländern kommunizieren.

Während ich mich mit den kulturellen Unterschieden bei der Auffassung der Zeit auseinandersetzte, stellte ich immer wieder mit Zufriedenheit fest, dass ich mit der Themenwahl meiner Diplomarbeit richtig lag und dass mein Enthusiasmus für den Gegenstand im Laufe des Lesens und Schreibens noch stieg. Am Ende wurden es statt in der Studienordnung vorgeschriebenen 30 Seiten sogar 128 Seiten! Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass ich das Thema immer noch nicht ausgeschöpft hatte.

Es ging unter anderem um folgende Fragen: Welche Zeitauffassungen gibt es und worauf basieren diese? Wie wirken sie sich auf den Lebensrhythmus und das soziale Tempo aus und wie beeinflussen sie die kulturellen Unterschiede in der Zeitwahrnehmung? Wird die Planung oder die Vorhersehbarkeit oder hingegen die Spontanität oder Improvisation mehr Bedeutung beigemessen? Wer bzw. was hat den Vorrang: Das Ereignis und der Mensch an sich oder viel mehr die Uhrzeit? Welche Folgen hat es, wenn in einer Kultur die Angelegenheiten tendenziell parallel oder nacheinander erledigt werden? Strebt eine Kultur vorwiegend nach Bewahrung der Traditionen oder eher nach Erneuerungen? Welche Rolle spielen die Vergangenheit, der gegenwärtige Moment und die Zukunftsaussichten? Und schließlich: Was ist bei interkulturellen Begegnungen in Bezug auf den Umgang mit der Zeit zu beachten, um Konflikte zu vermeiden?

Das Thema Zeit in der interkulturellen Kommunikation finde ich deshalb so wichtig und spannend, weil wir dadurch lernen, wie wir mit der Zeit umgehen und damit zeigen, was uns wichtig ist. Wenn sich zum Beispiel zwei Italiener zufällig auf der Straße um die Ecke treffen und anfangen zu plaudern, wäre es unhöflich, den Gesprächsfluss zu unterbrechen und zu sagen: „Sorry, ich habe keine Zeit“. Stattdessen würden Italiener eher zu spät zu einem Folgetermin kommen. In Italien ist also der Mensch häufig wichtiger als die Zeit. In Deutschland hingegen ist die Uhrzeit teilweise wichtiger als der Mensch.

In den nächsten Folgen erfährst Du viele spannende Aspekte über die Frage, wie unterschiedlich Kulturen mit der Zeit umgehen. Du erhältst einige Tipps, was Du im Hinblick auf die Zeit beachten solltest, wenn Du im Ausland unterwegs bist bzw. mit Menschen aus anderen Kulturen zu tun hast. Vielleicht kann ich Dich damit inspirieren und Du überdenkst Deine eigene Einstellung zum Thema Zeit und wie Du mit dieser umgehst.

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