Im internationalen Geschäft bloß nicht mit der Tür ins Haus fallen!
Du bist nach einem Meeting mit Deinem neuen Geschäftspartner wieder zurück in Deutschland und dachtest eigentlich, dass es richtig gut gelaufen ist, aber irgendwie meldet sich Dein Partner nicht? In der heutigen Podcastfolge erfährst Du, woran das liegen kann und wie Du interkulturelle Fettnäpfchen vermeidest.
Viel Spaß und wertvolle Erkenntnisse beim Anhören
Den interkulturellen Podcast „Deutschland und andere Länder“ gibt es auch unter:
https://itunes.apple.com/us/podcast/id1366874160
https://open.spotify.com/show/1x1qkOIpBPOgW23GdzTCrS?si=6gp_-lqwQd6uVEA4HzGKcQ
Zusätzlich gibt es hier die Folge zum Nachlesen:
Deutschland und andere Länder mit Anna Lassonczyk“ – Der erste und einzige Podcast in Deutschland, Österreich und der Schweiz, der sich mit interkultureller Kommunikation beschäftigt, spannende Impulse über fremde Länder liefert, entfernte Kulturen näher bringt und erfolgreiche Menschen mit internationaler Erfahrung interviewt.
Oft werde ich gefragt: „Frau Lassonczyk, was sind die häufigsten Fehler von Deutschen im internationalen Geschäft? Welche Tipps können Sie mir geben?“ Und genau darum geht es in der heutigen und morgigen Podcast-Folge. Die zwei häufigsten Fehler von Deutschen im internationalen Geschäft. Heute der Fehler Nummer 1: Die Deutschen sind zu direkt.
In Deutschland werden wir vom Kindergarten an so erzogen: Sag direkt was Du meinst; Komm auf den Punkt; Drück Dich klar aus. Und eine Umfrage bei den Kennenlern-Portalen hat ergeben, dass die Deutschen Ehrlichkeit als höchsten Wert sehr schätzen. Deswegen ist für uns ganz klar: „Ja“ heißt „Ja“ und „Nein“ heißt „Nein“. Zumindest in einer idealen Welt. Und das streben wir an. Im internationalen Vergleich schätzen die Menschen in den meisten Fällen Höflichkeit viel mehr als Ehrlichkeit. In vielen Ländern würde ein direktes „Nein“, das wir Deutschen hören wollen um Zeit zu sparen, sehr aggressiv, kalt oder unhöflich wirken. Von den Indern, Japanern, Amerikanern, Mexikanern, Brasilianern oder auch Menschen aus Ägypten oder Marokko, hören wir daher, dass „Ja“ in einigen Fällen tatsächlich auch „Ja“ heißen kann. Es kann aber viel öfter bedeuten: „Ich bin hier; Ich höre Dir zu; Ich höre Dir zu, verstehe es aber nicht und will es nicht zugeben; Ich bestätige, dass ich Deine Bitte erhalten habe (auch wenn ich die nicht erfüllen möchte); Ich erkenne Deinen Status an; Ich versuche es Ihnen recht zu machen; Es ist meine Absicht, dass es so passiert; Ich werde es tun (wenn nichts dazwischen kommt, was wichtiger ist).“ Oder wir drängen darauf, dass ein Termin eingehalten wird und wir fragen ob es zum Beispiel bis Freitag mit einem Projekt klappt. Wenn wir ein „Ja“ hören, heißt das: „Ich werde es machen (garantiere aber nicht für eine gute Qualität)“.
Wenn es so unhöflich ist, direkt „Nein“ zu sagen, wie können wir dann „Nein“ sagen, ohne es auszusprechen? Und wie können wir bei einer Person heraushören, dass sie das Projekt nicht machen möchte oder nicht kaufen will oder dass sie gerade „Nein“ meint? Oft geschieht die Ablehnung zwischen den Zeilen: „Hmm, es könnte schwierig sein“. Hier sollte bei uns Deutschen imaginär die rote Ampel aufblinken, denn in Ländern die indirekt kommunizieren, ist dieser Satz ein eindeutiges „Nein“. Oder: „Hmm, lassen Sie mich sehen…“; „Hmm, wir werden einen Blick darauf werfen.“; „Ich werde auf Sie zurückkommen.“; „Hmm es scheint für mich eine interessante Idee zu sein.“. Da habe ich eine Anekdote von einem Kunden, der von einer Auslandsreise nach Deutschland zurückkam. Sein Chef fragte ihn, wie es gelaufen sei und er antwortete: „Ja, die Inder haben gesagt super, sie sind interessiert.“ Allerdings hörte er nichts mehr von den Indern, da ihr „Interesting“ eher bedeutet hatte: „Was für ein Quatsch, ein komischer Vorschlag“. Da die das natürlich nicht so ausdrücken würden, sagen sie dieses charmante, diplomatische „Interessant“. Auch jeder Brite würde das als Zeichen verstehen, dass dann jemand gerade nicht interessiert ist und es eher komisch als interessant findet.
Bei: „Wir werden drüber gucken und darüber nachdenken.“, hätten wir in unseren Augen noch Hoffnung, aber in Ländern mit indirekter Kommunikation ist es ein klares „Nein“. „Hmm, ich habe es noch nicht aus dieser Sichtweise betrachtet“, ein „Vielleicht“ bedeutet für uns: „Vielleicht ja, vielleicht nein“, während es in der indirekten Kommunikation „Nein“ bedeutet. Oder wenn wir jemanden einladen und er antwortet: „Nächstes Mal gerne“, ist es ebenfalls ein klares „Nein“ für dieses Mal, aber das direkt so zu sagen wäre unhöflich. Wenn uns in Deutschland jemand fragt: „Willst Du heute ins Kino gehen?“, ist es kein Problem zu sagen: „Nein, der Film interessiert mich nicht“, was in den indirekt kommunizierenden Ländern eine Beleidigung wäre, weil ein Thema/eine Sache und die Person als eins betrachtet werden. Würden wir jetzt eine Kinoeinladung so ausschlagen, wäre das so, als würden wir der ganzen Person und dem Wert der Person absagen oder als würden wir die Person nicht mögen. Oft geht es dann nicht unbedingt um den Film, sondern vielmehr um die Beziehung und die Freundschaft.
In diesen Ländern würde eine Person auch viel eher mit jemand anderem ins Kino gehen, auch wenn sie eigentlich keine Lust hat, weil ihr die Person so wichtig ist. Wenn es der Freundschaft oder der Beziehung dient, nimmt man also auch einen blöden Film in Kauf. Ein klares „Nein“ ist es auch, wenn unser Gegenüber das Thema wechselt, auf eine Frage wiederholt und nicht antwortet oder bei einer Antwort zögert. Je länger das Zögern vor dem „Ja“ ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass das „Ja“ eigentlich „Nein“ bedeutet. Wenn wir zum Beispiel am Wochenende gemütlich mit unserem Partner auf der Couch sitzen und sie fragt ihn: „Schatz, hast Du Lust heute ins Kino zu gehen?“ und er antwortet erst nach längerer Pause „… pff … joa“, dann wissen auch wir, dass es sich nicht wirklich um ein „Ja“ handelt. Auch Stille bedeutet in anderen Kulturen ein „Nein“. In Deutschland heißt es eher, wenn jemand schweigt und sich nicht meldet, dann hat derjenige nichts dagegen. In anderen Kulturen ist es genau umgekehrt, wenn jemand schweigt, bedeutet das er gibt keine Zustimmung. Auch ein Verlegenheitslächeln kann oft als „Nein“ gedeutet werden.
Damit sind wir auf den ersten der häufigsten Fehler der Deutschen ausgerichtet. Jetzt weißt Du, wie Du ein „Ja“ interpretieren kannst und wie Du ein „Nein“ ausdrücken kannst, ohne es direkt zu sagen. Und morgen geht es weiter mit dem zweithäufigsten Fehler des Deutschen im internationalen Geschäft.
Jetzt bin ich neugierig. Welche Erfahrungen hast Du gemacht? Wenn Du Lust hast, teile sie unten in den Kommentaren, in den sozialen Medien, auf der Webseite oder wo auch immer Du dir diesen Podcast gerade anhörst. Und wenn Du es interessant findest, was Du hier von mir zu hören bekommst, dann freue ich mich als Dankeschön sehr über eine Bewertung. Danke und bis morgen!